Finanzkrise – Hintergründe, Fakten und Ratschläge

Ursache und Folgen der Finanzkrise

Finanzkrise an der Börse

Krise an der Börse – © Dan Race – Fotolia.com

Das neue Jahrtausend steht im Blickfang der Finanzkrise. Börsen erschüttern, die Produktion fährt auf Talfahrt. Damit verbunden ist eine massive Überschuldung der Staatshaushalte. Denn Steuerausfälle durch hohe Arbeitslosigkeit und zunehmende Ausgaben für den Sozialbereich zwingen den Haushalt eines Landes schnell in die Knie.

Für diese Staaten zählt ab einem gewissen Punkt nur noch das nackte Überleben. Extreme Sparmaßnahmen werden notwendig, und dies trifft auf den Unmut der Bevölkerung, die sich doppelt bestraft sieht. Jobverlust und soziale Unsicherheit seien nur am Rande erwähnt. Doch wie konnte es soweit kommen, dass die Märkte weltweit so ins Wanken geraten sind?

Auslöser der Finanzkrise

Bei der Suche nach den Verursachern muss man ein paar Zusammenhänge berücksichtigen. Die Finanzwirtschaft ist eng mit der Realwirtschaft verknüpft. Während die Finanzwirtschaft aber mit potentiellen Gewinnen spekuliert, wird in der Realwirtschaft nur das Geld verdient, welches tatsächlich erarbeitet wird. Folgt man diesem Gesichtspunkt, so hat die Finanzwirtschaft sich massiv übernommen: Es wurden hohe Geldsummen in Wirtschaftszweige investiert, die ihre Renditeversprechungen nicht einhalten konnten.

Als bestes Beispiel dient hier der Immobilienmarkt in den USA. Dieser Markt wurde mit hohen Investitionen künstlich aufgebläht. So waren in den USA die Menschen in der Lage, sich ein Eigenheim zu bauen, obwohl die dafür benötigten Kredite ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellten. Mit diesen ohnehin schon unsicheren Krediten wurde außerdem unter Banken und Versicherungen gehandelt. Als die Menschen dann (durch Jobverlust oder bedingt durch andere Gründe) diese Kredite nicht mehr zurückzahlen konnten, gerieten die Banken ins Wanken.

Spekulationen der Finanzwirtschaft führten zur Finanzkrise

Spekulationen der Finanzwirtschaft – © Alterfalter – Fotolia.com

Durch den Zwang zum Notverkauf wurden die Immobilien immer preiswerter und verloren an Wert – die „Sicherheit“ in Form von Eigenheimen war somit verloren. Dies mussten irgendwann die Banken auch in ihrer Bilanz wiedergeben. Dennoch versuchten die Banken dies zu verschleiern, indem sie diese Verluste durch Manipulationen in der Bilanzierung quasi „unter den Tisch fallen ließen“. Da viele Häuslebauer ihren Kreditverpflichtungen nicht nachkamen, gerieten diese Banken mit ihren Spekulationen zunehmend unter Druck und mussten letztendlich Insolvenz anmelden.

Dies brachte auch andere Banken ins Wanken, da diese Massiv in die „faulen“ Geldhäuser investiert hatten. Hier schließt sich der Kreislauf dann wieder: Wenn diese Investmentbanken kein Geld mehr haben, können sie auch nicht mehr in zukünftige Projekte investieren. Und Stillstand bedeutet für die Realwirtschaft den Tod, da sie ebenfalls auf Kredite angewiesen ist. Denn um die Banken vor der Insolvenz zu schützen, werden die bereits an Unternehmen vergebenen Kredite zurückgefordert. Diese Unternehmen müssen sich dann bei der Suche nach neuen Geldgebern mit z. T. höheren Kreditzinsen herumärgern – vorausgesetzt, sie finden überhaupt noch eine Bank, die noch Geld zum investieren hat. Die höheren Zinsen wirken sich natürlich negativ auf das Geschäft aus. Den Unternehmen drohen unangenehme Konsequenzen, wie z. B. der Jobverlust bei den Mitarbeitern.

Diese Auswirkungen lassen sich nur vermeiden, indem man die Spekulationen der Finanzwirtschaft massiv einschränkt bzw. staatlich kontrolliert. Mit massiven Aktionen versucht die Finanzwirtschaft diese Aktionen zu umgehen, dennoch wird über kurz oder lang nichts anderes übrig bleiben, als dass die Finanzwelt stärker reguliert wird.

So beängstigend und gewaltig die aktuelle Finanzkrise erscheinen mag – neu sind all diese Mechanismen nicht. Schon in der Vergangenheit verliefen die Geschehnisse auf den Finanzmärkten entlang eines langfristigen Kreditzyklus, den der russische Ökonom Kondratieff bereits um 1920 entdeckt hat. Benannt nach seinem Entdecker dauert ein Kondratieff-Zyklus ungefähr 50 bis 70 Jahre lang (etwa zwei Generationen). Dieser Zeitraum hängt mit einer psychologischen Komponente zusammen: Nach einer Krisen-Phase dauert es eine Weile, bis die Angst vor Schulden bei Regierungen, Wirtschaftsakteuren und Kleinanlegern wieder verschwunden ist und der Zyklus von neuem beginnen kann.

Ian Gordon aus Kanada weist diesem Zyklus noch vier Jahreszeiten (Phasen) zu:
Frühling (Kondratieff-Spring, Beginn im aktuellen Zyklus 1949): Nach einer Phase des Schuldenabbaus erwacht die Wirtschaft wieder. Die Stimmung ist optimistisch, dennoch werden Kredite nur vorsichtig vergeben und aufgenommen, etwa für Investitionen.
Sommer (Kondratieff-Summer, Beginn im aktuellen Zyklus ca. 1966): Kredite werden verstärkt vergeben und Inflation setzt ein. Rohstoffe werden knapp, was häufig zu Ressourcen-Kriegen (wie etwa dem 1. Weltkrieg) führt. Diese Phase endet nach einer Rezession (wie 1980/82).
Herbst (Kondratieff-Autumn, Beginn im aktuellen Zyklus 1980): Der Kondratieff-Herbst ist von Optimismus geprägt, es gibt keine Kriege, die Rohstoff-Knappheit findet ein Ende. Anleihen, Aktien und Immobilien gewinnen an Wert (hohe Asset-Inflation bei wenig Verbraucherpreis-Inflation). Häufig ist diese Phase durch zunehmende Globalisierung und neue Technologien geprägt. Gleichzeitig erreicht die Konsum- und Staatsverschuldung ungeahnte Ausmaße.
Winter (Kondratieff-Winter, Beginn im aktuellen Zyklus 2000): Der Zeitpunkt für den Schulden-Abbau ist erreicht. Mit einem Börsencrash beginnt eine Zeit der Deflation, d. h. der Wert des Geldes steigt gegenüber dem Wert der Assets. Massive Bankrotte stürzen die Wirtschaft in eine drei- bis fünfjährige Depression.

Jede Phase des Kontradieff-Zyklus dauert etwa 10 bis 20 Jahre. Damit einher gehen auch gesellschaftliche Veränderungen und Umbrüche. Beispielsweise entwickelt sich im Kondratieff-Herbst eine Bürokratie- und Anspruchsgesellschaft, die der Winter-Phase nicht standhalten kann. Am Ende eines jeden Zyklus steht außerdem ein neues Finanzsystem. Bisher war dies immer ein System der Golddeckung. Es ist noch nicht absehbar, wie das neue Finanzsystem nach dem aktuellen Kondratieff-Winter aussehen wird.

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