Finanzkrise – Hintergründe, Fakten und Ratschläge

Der Staatsbankrott als ernsthafte Lösung der Schuldenkrise

Wer sich in Schulden steckt, gibt andern ein Recht über seine Freiheit (Benjamin Franklin)

Wer die aktuellen Tageszeitungen liest, der wird sich sehr schnell fragen, wie schnell und rasant sich die Dinge inzwischen entwickeln. An der Ausgabe der Welt vom 25.11.2010 lässt sich dies am besten verdeutlichen: „Die EU-Kommission will den Rettungsschirm verdoppeln, um die Märkte zu beruhigen“ steht dort geschrieben. Aber haben wir alle doch nicht einmal gelernt, nur Staatsanleihen sind sichere Anleihen und Staaten können gar nicht pleite gehen ? Offensichtlich ist diese oberflächliche Betrachtungsweise doch leider nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich wird die Möglichkeit eines Staatsbankrottes immer wahrscheinlicher. Wie kann denn so etwas eigentlich nur passieren ?

Ursachen für ein Staatsbankrott

Rettungsschirm Griechenland

Rettungsschirm Griechenland – © SIGNTIME – Fotolia.com

Jeder Kauf eines Wertpapiers – auch einer Staatsanleihe – basiert auf Vertrauen und der meist berechtigten Hoffnung, dass der herausgebende Staat seine Schulden auch bedienen bzw. zurückzahlen kann. Deshalb wurde in der – ursprünglichen, offiziellen – Fassung bei der Einführung des EUROS auch ein zweifaches Schuldenkriterium eingeführt, ohne das man nicht berechtigt war, am EURO teilzunehmen. Einerseits sollte ein Land nicht mehr als 3 % neue Schulden im Jahr aufnehmen und einen Gesamtschuldenstand von 60 % des eigenen Bruttosozialproduktes nicht überschreiten. Nunmehr ist insbesondere vor der Einführung des EURO-Bargeldes der politische Druck so gestiegen, dass man bei einigen Teilnehmerländern mehr als ein Auge zugedrückt hat und Währungen aufgenommen hat, die wesentlich weicher als der EURO waren.

Die griechische Drachme war so ein Beispiel. Nach der Aufnahme in den EURO fällt allerdings das klassische Instrument zur Behebung einer Schuldenkrise weg: Die Abwertung der eigenen Währung. Und jetzt muss nur noch der erste bedeutende Marktteilnehmer berechtigte Zweifel an der hohen Bonität z. B. Griechenlands hegen und höhere Zinsen verlangen. Nach dem Motto: Eine griechische Anleihe kaufe ich nur, wenn sie mehr bringt als die risikolosere deutsche EURO-Anleihe. Und so steigen die griechischen Euro-Zinsen ins Unermessliche. Damit würde sich die Kreditaufnahme erheblich verteuern und zudem sinken die bisher ausgegebenen Anleihen Griechenlands im Kurs. Nunmehr nimmt die Spekulation Fahrt auf und die erste Großbank, die mit den Anleihen spekuliert, verlangt einen so genannten „Rettungsschirm“. Natürlich angeblich nicht für sich selbst, sondern für Griechenland. Dies wird garniert mit der Behauptung, dass betreffende Land hätte über die eigenen Verhältnisse gelebt und man müsste ein Sparpaket packen und die Bevölkerung sparen lassen, damit die Schuldenkrise in den Griff bekommen wird und kein Staatsbankrott droht.

Gute Geschäfte durch Kauf und Verkauf von Staatsanleihen

Staatsanleihen

Staatsanleihen – © svort – Fotolia.com

Dadurch macht man sehr gute Geschäfte, denn man hat die Anleihen quasi zu „Misstrauens“-Kursen eingekauft und verkauft diese an den Markt oder die Steuerzahler zu „vollen“ Preisen zurück. Für die Rückzahlung bei Endfälligkeit garantiert dann ja jemand anders. Dieser Mechanismus läuft eigentlich immer ähnlich ab. Deshalb können Sie sich diesen Artikel auch ausdrucken und in einigen Wochen wieder mal ansehen. Vielleicht müssen Sie dann lediglich den Ländernamen auswechseln.

Jedenfalls wird durch den sog. Rettungsschirm die echte Staatsschuld nicht verringert, sondern auf mehrere Länder oder Einzahler in den Rettungsschirm (u. a. den IWF) verlagert. Dies stellt aber keine echte, ehrliche Gegenmaßnahme gegen einen Staatsbankrott dar, sondern hat eher aufschiebende Wirkung. Eine echte Sanierung der Staatsfinanzen wäre lediglich durch die Wiedereinführung einer fairen Vermögensteuer und das Schließen von Steuerschlupflöchern möglich. Da davon nicht auszugehen ist, bleibt nur noch die Vorgehensweise, die Angela Merkel etwas verklausuliert angesprochen hat: „… private Gläubiger am Krisenmechanismus beteiligen“. Oder in klarer Sprache: Entwertung oder Umwertung von Ersparnissen bei einer „Staatsinsolvenz“. Staatsbankrott in seiner höflich formulierten Form.

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Hintergründe zur Finanzkrise

Wie kam es zu unserer aktuellen Finanzkrise? Wie funktioniert Geld und welche Auswirkungen haben Zinsen? Können wir aus der Geschichte lernen? Auf den folgenden Seiten werden die Hintergründe der Finanzkrise und die ihr zugrunde liegenden Mechanismen aufgeschlüsselt und näher beleuchtet: