Wenn Landwirte in großer Anzahl zusammentreffen und mit der Regierung in Diskussion treten, dann handelt es sich meist um eine Bezirkstagung der Landwirtschaft, wie sie z. B. kürzlich in Südtirol abgehalten wurde. Während ein großes Thema die Bewässerung der Agrarflächen war, wurde aber auch festgestellt, dass der Obst- und Weinanbau durch mangelnde Niederschläge oder Überwässerung aufgrund Gletscherschmelze, keinerlei Einbuße gemacht hat und immer noch gute Umsätze verspricht.

Landwirtschaft mit Gerste- und Weizenanbau
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Indes machen sich die Bauern, nicht nur in Südtirol, Sorgen um die Kooperation mit der Milchindustrie und die damit verbundene Milchquotenregelung. Der fallende Milchpreis gefährdet nachhaltig die Existenz der Milchbauern. Die Südtiroler Regierung sieht nur zwei Möglichkeiten für die Bauern. Zum einen eine Aufstockung der Ausgleichszahlung oder eine Erhöhung der Flächenprämie.
Aber auch in Deutschland sorgt der Milchpreis immer wieder für Diskussionen und Panikmache. Obwohl der Einzelhandel speziell darauf hinweist, dass wir, im internationalen Vergleich, in Deutschland einen niedrigen Preis für Milchprodukte haben, ist der Verbraucher schon an seinem finanziellen Limit.
Grund hierfür könnte die fortschreitende Finanzkrise sein, die überall in Deutschland schon seit Monaten für Kurzarbeit und weniger Arbeitsplätze sorgt.
Genau betrachtet ist es aber der Erzeuger, der Bauer, der vor einem finanziellen Problem steht. Der Bauernverband verweist dazu auf die Milchpreise, die von der Industrie gezahlt werden und die immer noch auf einem Niveau der 1970er Jahre liegen. Somit forderten die Milchbauern nun einen Preis von 40 Cent pro Liter Milch, derzeit erhalten sie 27 Cent. Inzwischen wurden ihnen 30 Cent pro Liter Milch zugesagt, was jedoch von der eigentlichen Forderung sehr weit entfernt ist und zum bisherigen Preis nicht wirklich eine Besserung ist. Denn der Milchpreis lag schon einmal bei 33 Cent pro Liter, wurde aber in Vereinbarungen zwischen Molkereien und großen Discountern auf 27 Cent runter geschraubt. Diese zwischenzeitliche Preiserhöhung war auch für uns Verbraucher kurz spürbar und führte gleich zu Extremreaktion, wie Panikkäufe oder Boykott.
Die Milchbauern jedoch haben die weltweit steigende Nachfrage nach Milchprodukten längst bemerkt, sind aber nicht mehr in der Lage kostendeckend zu arbeiten, wenn der Milchpreis nicht angepasst wird. Vor allem in Asien gibt es einen großen Bedarf an Milchprodukten aller Art – die eigene Erzeugung kommt leider nicht mit der rasant steigenden Nachfrage zurecht. Und in Australien konnte aufgrund der vorherrschenden Dürre kein Futter erzeugt werden, somit keine Viehzucht betrieben werden und letztlich auch keine Milchproduktion. Milch könnte sich also zunehmend zum Exportschlager entwickeln.
Das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen zwischen Milchbauern und der Industrie. Auf den Verbraucher wird in Zukunft nicht nur ein höherer Preis für Milchprodukte zukommen. Die Preise für Weizen, Mais, Glukose und Kakao sind auch stark angestiegen, was sich für den Endverbraucher speziell bei Eiscreme und Schokolade auswirken wird. Auch Backwaren wie Brot und Kuchen werden von den steigenden Rohstoffpreisen betroffen sein. Es ist also noch kein Ende in Sicht, wofür wir künftig tiefer in die Tasche greifen müssen, wir stehen erst am Anfang.
Dass die Landwirtschaft immer mehr einen Vorteil aus der Finanzkrise und der damit verbundenen Energiekrise ziehen kann, sehen wir anhand des Anbaus nachwachsender Rohstoffe. Künftig wird für den Landwirt nicht mehr die Überlegung zählen, was habe ich bisher auf meinem Hof und meinem Ackerland angebaut, sondern was ist Trend, womit kann ich die höchsten Preise auf dem Markt erzielen. Wobei hier natürlich ein gewisses Marketing-Geschick mitschwingen wird und Trends möglichst früh erkannt werden müssen, um möglichst schnell zu handeln. Immerhin ist Ackerland nicht innerhalb von wenigen Wochen neu bestellt, sondern erst in einigen Monaten.
Landwirte in einigen Gemeinden haben sich auch schon darüber Gedanken gemacht, Anbauflächen zu teilen. Für die Gemeinde und die Landwirte wäre es effektiver, möglichst viele verschiedene Güter anzubauen und der Wirtschaft anzubieten, als dass in einem Dorf mehrere Bauern das Gleiche anbieten. Somit könnten sie sich auch gegenseitig besser unterstützen und die Ackerflächen gemeinsam bewirtschaften. Das würde dem Trend der Nebenerwerbsarbeit entgegenwirken, der sich leider schon seit vielen Jahren als normal eingebürgert hat. Während der Landwirt an sich noch einer Teilzeitstelle z. B. in einem Industriebetrieb nachgeht, führen daheim auf dem Hof die Eltern und die Ehefrau die Landwirtschaft weiter. Eine enorme Belastung für alle Beteiligten, letztlich leidet auch der bäuerliche Betrieb darunter.
In Südtirol sind die Mitglieder des Bauernbundes bereits soweit, einen Kandidaten für den Landtag vorzuschlagen, um die Rechte der Landwirte und die Zukunft der Landwirtschaft besser vertreten zu wissen. Ob dies tatsächlich in gewünschtem Rahmen durchzusetzen ist, bleibt noch offen.