Finanzkrise – Hintergründe, Fakten und Ratschläge

Die Schließung der Banken und Kapitalkontrollen

Der Fall Zypern schürt die (berechtigte) Angst der Sparer, und zwar aller Sparer, vor der Geldentwertung; Inflation ist ja nur eine Facette dessen. Erstaunlich schnell sind dort die Politiker in Abstimmung mit den EU-Größen zu einem Modell gekommen, wie und welche Anleger man ganz konkret beteiligt an der Krise des Landes. Das schwappte zuerst etwas hin und her, erst sollten alle Sparer bluten, dann fürchtete man doch soziale Unruhen zu sehr und zapfte jene Konten größer als 100.000 Euro an. Aber was ist das für eine Grenzlinie? Jeder kleine Selbständige braucht gewisse Rücklagen für den Einkauf seiner Waren oder Produktionsmittel, Rücklagen sind auch immens wichtig für den Krankheitsfall.

Dies alles zu beschneiden mit dem ‚ehrenwerten‘ Argument, man möchte ja eigentlich nur die Russischen Oligarchen treffen, führt natürlich zu einem schmerzhaften Messertisch in die Wirtschaft eines ohnehin angeschlagenen Landes.

Befürchtungen der Banken

Banken haben enormen Respekt vor dem konzertierten Vertrauensverlust ihrer Sparer, vor jenem Moment, wenn alle gleichzeitig ihre Spareinlagen abheben möchten. Denn das würde nicht funktionieren: so viel Geld liegt physikalisch nicht herum, unten in den Tresoren. Banken leben davon, dass sie das viele Geld ihrer Sparer auf ganz unterschiedliche Weise für sich arbeiten lassen. Unterschiedlich ist dabei vor allem das Risiko, das die Banken mit dem Geld ihrer Sparer eingehen. In Zypern ist diese Befürchtung ganz real geworden. Quasi alle Sparer wollten unisono ihr Geld zurück. In der Konsequenz wurden kurz vor dieser Katastrophe alle Banken geschlossen und für mehrere Tage nicht mehr geöffnet, bis man eiligst gangbare Modalitäten darüber beschlossen hat, wie man seine Kunden gängelt, wenn dann die Wiedereröffnung nicht mehr vermeidbar ist. Jene Beschlüsse bestanden z. B. darin, die tägliche Barauszahlung pro Kunde auf 300 Euro zu deckeln, oder auch Überweisungen ins Ausland zu beschränken. Wir haben es wieder einmal mehr gesehen: die Schließung der Banken kommt plötzlich und kaltherzig wie der Schnee im Juni.

Zusammenbruch der Sowjetunion

Es ist noch gar nicht so lange her, als die Sowjetunion 1989/90 zerschlagen wurde und in ihre selbständigen Republiken zerfiel. Jemand hatte offensichtlich beschlossen, dass der Kapitalismus die bessere Gesellschaftsordnung ist und deshalb den Sozialismus mit Fug und Recht besiegt hat. Dessen stabile Ordnung für die Menschen war plötzlich Vergangenheit. Des Rätsels Lösung in Russland bestand darin, dass von einem Tag auf den anderen große Banknoten (ab 50 Rubel einschließlich) nicht mehr angenommen wurden, also zunächst einmal als Zahlungsmittel nicht mehr akzeptiert wurden. Alle Menschen konnten nur noch mit 5, 10 oder 25 Rubel Scheinen bezahlen. Wer diese nicht ausreichend zur Hand hatte und trotzdem dringend Babynahrung kaufen musste, konnte zwar seine großen Scheine irgendwie beim Nachbarn wechseln, aber hinterfragen Sie besser nicht das ‚irgendwie‘.

Interessanterweise gab es an diesen Tagen etliche Superschlaue, die zufällig bündelweise kleine Banknoten zur Hand hatten, ein Phänomen, das übrigens nie näher untersucht wurde. Russen wissen, was gemeint ist, wenn man von der ‚Nacht der Taxifahrer‘ spricht. Sie nahmen für kurze Fahrten gnädig große Scheine entgegen, weil sie ihre Kassen noch bis zum frühen Morgen des nächsten Tages abrechnen konnten.

Die Währungsreform von 1948 in Deutschland

Bevor wir zu den Konsequenzen kommen, wie jeder Einzelne für eine derartige Situation vorsorgen kann, sei hier auch noch erinnert an unsere Währungsreform von 1948. Die Kosten und Folgekosten für den sinnlosen, schädlichen Zweiten Weltkrieg hatten die deutsche Volkswirtschaft nicht zuletzt auch durch die immense Zinslast ruiniert. Die Reichsmark war im Prinzip nicht mehr konvertierbar; alle großen und auch kleinen Geschäfte wurden in US-Dollar kalkuliert. Den totalen Wertverfall der heimischen Währung bekam jeder zu spüren, da die Läden ihre Waren nicht mehr verkauften, sondern heimlich im Keller horteten in der Hoffnung auf eine baldige Währungsreform, die ja dann auch kam. Jeder Bürger durfte in zwei Etappen insgesamt 60 Reichsmark einmal in neue Deutsche Mark umtauschen; auch eine Variante der Totalvernichtung von Spareinlagen.

Was lernen wir daraus?

Bargeld unter der Matratze ist nicht in jedem Fall nur eine Dummheit, besonders dann nicht, wenn auch viele kleine Scheine mit dabei sind. Für den Pechfall des Feuers oder Einbruchs sollte man wissen, dass die Hausratversicherung den Verlust von Bargeld oder Schmuck nicht in unbegrenzter Höhe mit versichert. Auf Antrag kann man diese Deckelung aber ändern, was allerdings einen Einfluss auf die Prämie haben dürfte.

Das Trauma des Zweiten Weltkrieges und die damit verbundene ausgelieferte Hilflosigkeit einer ganzen Generation brachte Verhaltensweisen mit sich, die wir aus heutiger Sicht vielleicht belächeln: z. B. regelmäßige Umlagerungen in den Kellern. Besonders haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Wasser, Konserven, aber auch Schnaps und Wein (quasi als Zahlungsmittel in der Not) wurden damals von vielen Menschen tonnenweise eingelagert. Nach bestimmten Zeiten, und da wurde generalstabsmäßig Buch geführt, wurden die alten Nudeln dann verbraucht und zugleich durch neue Packungen ersetzt.

Man muss ja nicht übertreiben, aber die Schließung der Banken, ein Spaß, mit dem Zypern jetzt ja nur den Auftakt gemacht hat, hängt als Damoklesschwert stets über uns; im sonnigen Süden mag der seidene Faden möglicherweise noch etwas dünner sein als im kalten Norden. Insofern ist es heute durchaus intelligent, immer wenigstens eine kleine Reserve im Kühlschrank zu halten, um das eigene Überleben, sagen wir, für die nächste Woche zu garantieren.

Die Schließung der Banken hat aber auch etwas Gutes: einige Menschen beginnen so langsam darüber nachzudenken, ob ihre bisherige Hetzjagd ‚hinter’m Gelde her‘ überhaupt eine sinnvolle Beschäftigung war in Anbetracht unserer begrenzten Lebenszeit.